
Scott Jurek war von 1998 bis etwa 2008 der Ultramarathonläufer. Er gewann den Western State 100 Miles Lauf 7x in Serie. Gewann den Badwater 135 zweimal in Folge. Er war auch dabei beim Lauf in den Copper Canyons von Mexiko mit dem Volk der Tarahumaras. 2006 wurde er zweiter, 2007 gewann er dieses Rennen. Das Buch «Born to Run» von Christopher McDougall handelt von jenem ersten Rennen 2006. So kam ich auf das Buch Eat & Run von Scott Jurek.
Bei dessen Lektüre ging es mir zunächst ähnlich wie bei Born to Run. Nette Geschichte, wie der Scott aufgewachsen, ist, Eltern, Schule, schwieriges Leben (Mutter hatte MS). Aber kein unmittelbarer Mehrwert für mein Training oder meine Athleten.
Am Ende jedes Kapitels findet sich ein persönliches Rezept von Scott und fast jedes Kapitel schliesst mit einem Lauftipp (Ernährung, Training, Schuhe, Intervallläufe etc.), das letztere ist dann schon eher spannend.
Das Buch nimmt ab etwa Seite 50 richtig Fahrt auf. Das Wesentliche was ich aus diesem Buch mitnehme ist, wie entscheidend die Ernährung im Spitzensport ist. Der Titel hält was er verspricht.
Den Spruch «du bist was du isst» hat schon jeder gehört; wie jeder weiss, dass die Ernährung wichtig ist. Im Kontext mit einer Geschichte wie der von Scott wird einem aber erst richtigehend vor Augen geführt, worum es dabei eigentlich geht, bei der Ernährung. Es geht nicht um die Sinnfrage, esse ich Tiere oder nicht; folge ich einem Hype oder nicht. Es geht ganz konkret darum, was die Ernährung – für Scott – bezüglich der Leistungsfähigkeit ausmacht und wie (extrem) schlecht es um unsere Ernährung in der heutigen Zeit der industriellen Produktion von Nahrungsmitteln steht.
Scott ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, ein richtiger Redneck, wie er sich selbst bezeichnet. Einfaches Essen. Mit zunehmendem Wissen und Erfahrung wurde er zunächst Vegetarier, dann Veganer, dann Raw-Veganer (ohne Kochen, dünsten, etc.) und schliesslich wieder «normaler» Veganer. Er beschreibt eindrücklich, wie ihn die Ernährungsumstellung in die Lage versetzte, täglich mehr Kilometer als andere zu trainieren, weil die Regeneration dermassen drastisch verbessert war, wenn der Körper die richtige Ernährung erhielt. Wie seine entzündungswerte im Blut fantastisch niedrig waren, seine Interleukin-6 Werte top etc.
Wer Diabetes etc. vermeiden will oder abnehmen, der liest den Ernährungskompass von Bas Kast. Wer sich Gedanken um seine Leistungsfähigkeit macht, der liest auch den Ernährungskompass von Bas Kast, holt sich aber den Spirit von Scott Jurek, wie man an das Thema Ernährung rangeht. Den auch wenn man vieles über Ernährung weiss, wenn man es richtig machen will, besonders im Sport, dann nützt Wissen allein nichts. Man muss es auch umsetzen. Desen Spirit, dass das Training mit der Ernährung beginnt und endet, den holt man sich mit Eat & Run.
Wenn man dieses Buch gelesen hat, versteht man (besser), dass wenn man in den Spiegel schaut, alles was man da sieht, irgendwie mit unserer Nahrungsaufnahme erschaffen wurde bzw. erhalten wurde. Logisch nicht? Dann versteht man, dass es einen Unterschied macht, ob man sein Ebenbild im Spiegel mit Wurst, Weissbrot, Bier und Pommes am Leben erhalten will oder mit Gemüse und Früchten. Das ist der grosse Gewinn dieses Buches. Dieses Buch kann und sollte meines Erachtens für die Erziehung und Bildung unserer Athleten eingesetzt werden, insbesondere zusammen mit dem Buch Ernährungskompass von Bas Kast. Mit diesen beiden Büchern zusammen, deckt man die wesentlichen Grundlagen ab, so dass jeder und jede befähigt zu richtigen Entscheiden den Supermarkt oder ein Restaurant betritt.