Folgendes Bild präsentiert sich bei Stabhochsprungwettkämpfen oft:
- 10-15 Teilnehmer;
- Niveauunterschiede von etwa 2 Metern (sprich Bestleistungen z.B. von 2.80m bis 4.80m);
- der Wettkampf wird mit Steigerungshöhen von 10cm durchgeführt;
- der Wettkampf dauert sehr lange;
Folgt ein weiterer Stabhochsprungwettbewerb direkt anschliessend wird dessen Einspringen zu Lasten der Athleten zeitlich verkürzt oder der Zeitplan verzögert sich.
Umständen dieser Art ist mit geschickt gewählten Sprunghöhen beizukommen.
Klassisch wird die Sprunghöhe um 10cm gesteigert. Daran wird einem Mantra gleich festgehalten. Man habe es „immer schon so gemacht“ und 20cm-Schritte seien „nicht fair“ für die Kleinen/die Jungen/die Nichtsoguten.
Zu Beginn eines Wettkampfes findet man ab und zu noch 20cm-Schritte vor. Diese erachte ich persönlich bei einigen Wettkämpfen für gerechtfertigt:
- Schweizer Vereinsmeisterschaften, auf den ersten Höhen
- Team-SM, auf 1/3 der Höhen
- Bei „normalen Meetings“ bei Männern (also über 20 Jahren) im Bereich bis 4.20 Meter; bei Frauen (ebenfalls Ü20) bis 3.40m;
- Im Nachwuchsbereich jeweils in Relation tiefer angesetzt (z.B. bis 2.80m oder 3.00m).
Wie gross wäre der Spielraum nach Reglement?
Das Reglement gibt vor, dass die Sprunghöhen grundsätzlich um 5cm erhöht werden müssen und dass die jeweilige Erhöhung nicht grösser werden dürfe; also nicht 10cm höher, dann später 15cm höher.
Man darf also 20cm erhöhen, dann 15cm, dann 10cm, bis man schliesslich bei 5cm-Schritten ist, z.B. 3.20/3.40/3.55/3.70/3.80/3.90/3.95/4.00m usw.
20cm-Schritte sind relativ brutal und ich verstehe, dass man diese Intervalle auf den Anfang eines Wettkampfes beschränkt, wo notwendig, und ansonsten nicht anwendet.
10cm-Schritte führen zu einem langen Wettkampf. Auch weil ein Auslassen einer Höhe direkt zu einem nicht gewollten 20cm-Schritt führen würde. Weiter gibt es viele unerfahrene Athleten und Trainer, die nicht den Mut haben, eine Höhe auszulassen und so ihre Athleten unzählige Höhen springen lassen. Das kann auch einmal das Ziel verfehlen. Auch der Anfänger ist irgendwann müde, nicht nur körperlich, sondern auch mental.
Bei Erwachsenen habe ich weniger Verständnis, wenn auf niedrigsten Höhen 10cm-Politik betrieben wird, derweil bessere Athleten zuwarten müssen. Man stelle sich Sprinter vor, die zwischen Aufwärmen und Wettkampf dazu verdammt würden, 1h zu warten. Die würden die Hütte abfackeln.
15cm-Schritte sind meines Erachtens das am stärksten vernachlässigte Instrument, einen Stabhochsprungwettkampf interessant, kurzweilig und fair zu gestalten.
Es sind keine brutalen Schritte, wie 20cm-Schritte und der Wettkampf dauert nicht ewig lange, wie bei 10cm-Schritten. Mit 15cm-Schritten verkürzt sich der Wettkampf rechnerisch und erfahrungsgemäss um etwa ¼ bis maximal 1/3 der Zeit. Das bedeutet eine Zeitersparnis von 15 bis 20min pro Stunde. Gleichzeitig wird jüngeren Athleten zu ihrem Glück verholfen, indem sie in den Höhen zügiger vorankommen und nicht zu viel Energie für zu viele Höhe verwenden. Und es kommt oft eine Höhe vor, welche eine persönliche Bestleistung bedeuten kann, weil nicht oft ungerade Sprunghöhen gesprungen werden (z.B. 3.75m, 4.25m)
Mut zur Kreativität
Jeder Wettkampf ist anders. Unterschiedliches Niveau, unterschiedliche Anzahl der Athleten.
Das Kampfgericht ist aufgefordert, in Rücksprache mit erfahrenen Trainern (hier ich, ich!!!) und Athleten die Sprunghöhen beginnend mit 20cm- oder 15cm-Schritten bis hin zu 10cm-Schritten festzulegen. Und wer wirklich kreativ ist, der baut auch einmal einen 12cm-Schritt oder einen 8cm-Schritt ein.